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Altenheim Athene - Cassandra Hayworth Cover

Eine Freundin von uns sprach mich an und wünschte sich eine Geschichte, die mit einem Altenheim zu tun hat. Sie selbst arbeitet in einer solchen Einrichtung, was für mich auch die Möglichkeit ergab, sie an ein paar Tagen zu begleiten. Dabei sammelte ich eine Menge Eindrücke, bekam aber auch mit, wie die Alten sich durch die Tage quälten. Spaß gab es dort so gut wie nicht mehr. 

Vor allem die Hände der alten Männer verirrten sich doch ziemlich oft an die hinteren Backen der jüngeren Pflegerinnen. Aber auch die Damen packten bei den männlichen Mitarbeitern auch gerne mal zu. Sie meinten das nicht einmal böse. Es waren einfach nur die stummen Hilfeschreie nach ein bisschen körperlichen Zuneigung. Das ergab dann dieses Buch und ich machte mich an die Arbeit.

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1. Kapitel

Auf meinem kleinen Schreibtisch türmte sich die Arbeit, die ich noch zu erledigen hatte. Hätte ich gewusst, welchen Papierkrieg ich jeden Tag bewältigen musste, bevor ich diesen Beruf ergriff, wäre ich schreiend weggelaufen. Schreibarbeit und Dokumentation waren nie so meins, aber in diesem Beruf ging es leider nicht mehr anders.

Ständig gab es neue Vorschriften vom Gesundheitsamt und sonstigen Stellen, die alle einen Blick in unsere Aufzeichnungen werfen wollten. Die Chefetage hielt sich da fein raus, denn es handelte sich alleine um unsere Aufgabe. Zeit, um die Alten zu betreuen und zu pflegen gab es fast keine mehr. Noch vor einigen Jahren war es mein Traumjob. Mittlerweile wollte ich nicht einmal mehr zur Schicht gehen.

Man gab uns immer mehr Zimmer mit alten Leuten, die versorgt werden mussten, dazu noch die ständige Dokumentation dazu und der Lohn reichte gerade einmal zum Überleben. Die Chefetage interessierte das schon lange nicht mehr. Wir waren einfach nur noch das Humankapital der Gesellschaft, was auch noch Geld für die Arbeit haben wollte, die immer mehr wurde. Es gab keinerlei Erleichterungen mehr, sondern nur noch immer mehr Pflichten, die wir zu übernehmen hatten.

Statt besser wurde es nur noch schlimmer. Im Pflegeheim Rosanna, in dem ich meinen Beruf lernte, konnte man nicht weiter aufsteigen. Angefangen hatte ich als Pflegeassistentin, bis ich dann geprüfte Pflegefachkraft wurde und mit einer Kollegin eine Abteilung leitete. Die Pflegedienstleitung war für mich ungefähr so unmöglich zu erreichen wie die Eigernordwand
für einen Asthmatiker.

Von der Einrichtungsleitung mal ganz abgesehen. Diese Posten waren besetzt und wurden nur vom Vorstand ernannt. Ohne einem der obersten Chefs den Schwanz zu lutschen kam man hier nicht mehr weiter. Allerdings lag das gar nicht in meinem Sinne. Schon ziemlich früh hatte ich begriffen, dass man nur weiterkam, wenn man selbst die Chefin eines Heims wurde. Das war mein großes Ziel.
In meiner Zeit im Haus Rosanna wurde mir aber noch einiges mehr klar. Das Pflegepersonal musste immer wieder Übergriffe der Bewohner abwehren. Wie oft hatte ich als Pflegeassistentin schon eine Hand auf meinem Hintern, oder einer der alten Bewohner versuchte die Zwillinge unter meiner Kluft zu streicheln. Das passierte täglich und sie hatten es bereits nach einigen Minuten schon wieder vergessen.

Den ältesten Trieb der Menschen konnte man auch in diesem Alter nicht ablegen. Der war immer da und ließ sich nicht unterdrücken. Natürlich waren wir angewiesen sexuelle Übergriffe abzuwehren, aber melden brauchten wir so etwas nie. Den Alten passierte ohnehin nie etwas und wenn waren daran nur wir Pflegekräfte Schuld.

Es hieß immer, wir wären so offenherzig gekleidet und mussten dann mit so etwas rechnen, abgesehen davon das die Bewohner sowieso nicht mehr in der Lage waren sich zu kontrollieren. Wenn sie nur den Ansatz von ein paar faltenfreien Brüsten sahen, war es vorbei mit der Beherrschung. Aber auch die Bewohner des anderen Geschlechts waren nicht vor Übergriffen sicher, die wir zu unterbinden hatten.

In dem Alter wollte niemand mehr zwei Menschen in einem Bett vorfinden, die es miteinander
trieben. Das war wiederum eine Anweisung der Einrichtungsleitung. Warum sollte man den alten auch noch Spaß gönnen? Passieren konnte ja nichts mehr, aber es ging auch nicht darum ihnen Spaß zu erlauben, sondern sie nur am Leben zu halten wie Hühner deren einzige Aufgabe es war Eier zu legen.

Wie lange sie noch durchhielten, war völlig irrelevant. Man schob sie in ein Heim ab, weil sie sich nicht mehr selbst versorgen konnten und die arbeitende Familie das nicht auch noch übernehmen wollte. Dazu gab man jeden Monat eine Menge Geld aus, was allerdings nur für die Versorgung und den Gewinn der Betreibergesellschaft draufging.

Spaß war für die Bewohner nicht mehr vorgesehen. Dazu hatten sie ja siebzig Jahre vorher schon genug Zeit gehabt. Hier ging es einfach nur noch darum, sie zu beaufsichtigen, ihnen eine Beschäftigung zu geben und ein bisschen Nahrung zuzuführen, bis sie dann das Zeitliche segneten. Man konnte es auch warten auf den erlösenden Tod nennen, aber das wollte man von den oberen natürlich nicht hören.
Man beschäftigte sie mit gemeinsamen Singen, Fernsehen, ein paar Gesellschaftsspielen und durchgehender Langeweile. Hätte ich etwas zu entscheiden gehabt, wäre ein anderer Ansatz vielversprechender. Warum sollte man den Alten jeglichen Spaß vorenthalten bis sie irgendwann
unterernährt oder von Krankheiten gebeutelt den Löffel reichten.
Ich dachte eher daran, ihnen einen angenehmen Lebensabend zu bereiten. Wenn sie vögeln wollten, sollten sie doch. So viel ging in dem Alter ohnehin nicht mehr und die Krankheiten konnte man auch vernachlässigen. Wen interessierte es schon, wenn sich ein alter Hengst von einer alten Stute eine Hepatitis einfing?

Anfangs versuchte ich noch, die Übergriffe abzuwehren, aber mittlerweile war es mir völlig egal geworden. Sollten sie eben die Festigkeit meiner Hinterbacken testen oder ein paar faltenfreie Titten berühren, wenn sie Spaß daran hatten. Den Bewohnern ging es ohnehin schon schlecht genug, dann sollten sie wenigstens die letzten Jahre ihres Lebens mit ein bisschen Spaß hinter
sich bringen.

Der Tod kam schon noch früh genug. Allerdings waren meine Vorstöße in dieser Richtung bei der
Einrichtungs- und Pflegedienstleitung völlig erfolglos. Sogar einige ältere Kolleginnen bezeichneten mich als Nutte für Mumien. Dabei hatte ich nie mit ihnen in einem Bett gelegen. Auf meiner Station gab es einen alten Bock, dessen schlaffer Schwanz beim Waschen morgens aufstand.

Der freute sich immer, wenn ich Frühdienst hatte und kurz nach sieben in seinem Zimmer stand. Gewaschen werden musste er sowieso und dabei spielte es dann auch keine Rolle, wie schnell man den Intimbereich säuberte. Wenigstens zweimal in der Woche nahm ich mir ein bisschen mehr Zeit und schüttelte ihm einen von der Palme. Da war für Heinz der ganze Tag schon gerettet.

Die Dokumentation auf dem Computer war die reinste Folter. Von der Beschaffenheit des Stuhls am Morgen bis hin zur genauen Angabe wie viel Nahrung sie aufnahmen, wurde jeder kleine Furz notiert und gespeichert. Einmal im Jahr wurden wir geprüft und das Gesundheitsamt nahm sich die ganzen Aufzeichnungen vor. Sie verschanzten sich dann für drei Tage in einem kleinen Tagungsraum und sahen sich den ganzen Mist an, den wir über das Jahr sammelten.

Nicht für jeden Bewohner, aber stichprobenartig wurden sie kontrolliert. Einige Bewohner die noch klar im Kopf waren, wurden noch befragt, bis dann die Bewertung feststand und
sie uns wieder in Ruhe ließen. Für mich war dieser Zustand nicht mehr länger haltbar. Ich
war nicht Pflegekraft geworden, um den Tod zu verwalten, und die Alten nur so lange am Leben zu halten bis sie starben.

Ich wollte ihnen einen angenehmen und spaßigen Abgang bescheren. Daher beschäftigte ich mich außerhalb der Arbeit damit, ein geeignetes Objekt zu finden, woraus man ein Altenheim machen konnte. Die Finanzierung war ein anderes Problem, das mir Sorgen machte. Aber dafür bekam ich Hilfe von meiner älteren Kollegin Martina, die den gleichen Ansatz verfolgte.

Natürlich waren wir die Aussätzigen im Haus Rosanna, aber das störte uns nicht weiter. Mittlerweile war es kurz vor 14 Uhr und ich verließ meinen Arbeitsplatz. Auf dem Weg nach draußen traf ich auf meine Kollegin Heike die schon kurz vor der Rente stand. Als sie
mich in meinen Straßenklamotten sah, fing sie an zu grinsen und scherzte, »Wenn dich ein Bewohner so sieht, kannst du dich vor Anträgen nicht mehr retten, Vanessa.«

»Das macht nichts. Sie dürfen ja ohnehin nicht mehr raus Heike. Leicht bekleidete Frauen mit fast dreißig Jahren sehen sie im Fernsehen schon genug, da bin ich keine große Ablenkung mehr.«

Heike lachte, »Also Heinz würde dich gerne heiraten.«

»Nein, nur meine Hand«, lachte ich. »Mit dem Rest weiß er nicht mehr viel anzufangen.«
»Das hat sich heute Morgen aber ganz anders angehört. Er meinte, wenn er nur noch einmal dreißig Jahre jünger wäre, würdest du genau in sein Beuteschema passen.«

Ich grinste, »Ich glaube nicht, das ich mich mit einem 48- Jährigen einlassen würde. Das sind immerhin noch einundzwanzig Jahre Altersunterschied. So nötig habe ich es dann doch nicht.«
Heike legte einen Arm um meine Schulter und sagte leise, »Suchst du noch nach einem Gebäude meine Liebe? Ich habe da was für dich, wenn du interessiert bist.«

Sicher war ich noch an einem Gebäude interessiert. Dort konnte ich dann wenigstens ein Altenheim nach meiner Vorstellung einrichten, falls ich die Finanzierung irgendwie hinbekam. Heike erzählte mir von einem kleinen alten verlassenen Krankenhaus etwas außerhalb der Stadt. Die Stadt hatte sich entschlossen den Kostenfaktor, der langsam verfiel, loszuwerden.

Um das Gebäude gab es jede Menge grüne Wiesen mit alten Bäumen, die dazugehörten, und
niemand wollte das Gelände kaufen. Für die Betreibergesellschaften von Altenheimen waren solche Gebäude viel zu klein. Es gab nur siebzig Räume für die Bewohner und die Kosten würden sich nie rechnen. Für mich aber wäre das ein perfekter Einstieg.

Mir ging es nicht ums Geld, was ich damit verdienen konnte. Mir ging es um die Alten und die dazugehörige Versorgung. Wenn sich unser Konzept durchsetzte und wir noch ein weiteres Gebäude bekamen oder eines bauen konnten, würden auch die Einnahmen steigen. Allerdings brauchten wir dafür noch geeignetes Personal, was gar nicht so leicht zu finden sein dürfte.

Pflegekräfte wuchsen nicht auf Bäumen und bei den besonderen Diensten, die wir anbieten wollten, mussten sie natürlich auch einverstanden sein. Es brachte ja nichts, wenn die Bewohner untereinander Orgien feiern konnten und das Pflegepersonal nur kopfschüttelnd daneben
stand. Am besten würden sie noch dabei mitmachen, aber das war natürlich schwer zu machen.

Sollten sie eben dabei zusehen aber es hinnehmen. Heike gab mir die genaue Adresse und
den Namen des zuständigen Mitarbeiters im Rathaus. Es war noch früh am Nachmittag und außer ein bisschen Einkaufen  hatte ich nichts geplant. Ich nahm mein Handy aus meiner
Handtasche und telefonierte mit Martina, die heute einen freien Tag hatte.

Sie war sofort Feuer und Flamme und wir verabredeten uns bei dem alten Krankenhaus. Wir wollten es gemeinsam erkunden. Mein erster Weg führte mich direkt ins Rathaus und ins Büro von Thorsten Meringhof, dem zuständigen Sachbearbeiter.

Meringhof war ein Mann in den dreißigern mit sauber ausrasiertem und gestutztem Backenbart. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich keine Akten oder Papiere. Alles war völlig sauber aufgeräumt und lag extrem parallel. Das musste ein innerer Zwang bei ihm sein. Auch seine
Aussprache klang völlig sauber. Besser konnte auch kein Moderator im Fernsehen hochdeutsch sprechen.

Er gab mir für den Nachmittag die Erlaubnis, das Gebäude zu besichtigen, und händigte mir den Schlüssel aus. Gleich dazu bekam ich das ausgedruckte Angebot der Stadt, was uns der
Grundbesitz kosten sollte. So teuer war es eigentlich gar nicht. Nur wussten wir eben nicht, was es uns kosten würde, das Gebäude umzubauen und zu sanieren. Das Angebot für das verlassene Gebäude war allerdings nicht wirklich schlecht.

Die Stadt hatte ein großes Interesse daran, es loszuwerden und einer Verwendung als Altenheim
stand auch nichts im Wege. Außenrum waren keine Nachbarn, sondern nur ein kleiner See und Wiese mit einigen Bäumen. Außer ein paar Wegen und Bänken brauchte es eigentlich nichts weiter. Damit die verwirrten Menschen nicht abhauen konnten, wäre ein Zaun machbar, der das gesamte Gelände umgab.

Natürlich brauchten wir dann einige Hausmeister, die am besten gleich noch das Gras mähen
konnten und die kleineren Reparaturen in der Anlage zu erledigen im Stande waren. Martina wartete schon am Zugang auf mich. Sie hatte das Gebäude schon einmal umrundet und war ganz begeistert. Die unteren Zimmer besaßen einen eigenen kleinen Außenbereich statt eines Balkons.

Gut die Blumen bildeten keine richtige Barriere, aber ein Holzzaun kostete jetzt auch nicht die Welt. Notfalls konnten wir beide den auch noch anbringen. Laut dem Angebotszettel war das ganze Gebäude schon vierzig Jahre alt und die letzte Nutzung als Krankenhaus lag schon acht Jahre zurück. Als ich mit dem Schlüssel die Tür öffnete, schlug uns ziemlich staubige Luft
und ein muffiger Geruch entgegen.

Natürlich war es schon lange verlassen und ich konnte verstehen, warum die Stadt es loswerden wollte. Martina war deutlich optimistischer als ich. Eine Einrichtung war kaum noch vorhanden, aber die mussten wir ja ohnehin kaufen. Nur ein großer Vorteil hatte das Gebäude für uns, der
auch gleich ins Auge fiel. Der Eingangsbereich war doch ziemlich geräumig und mit einigen Tischen und Stühlen konnte man eine große Cafeteria einrichten.

Die einzelnen Zimmer waren gut unterteilt und reichten für eine Person dicke aus. Sie besaßen sogar schon eigene Bäder wie im Haus Rosanna, die nur modernisiert werden mussten. Sogar
eine Rufanlage war hier schon eingebaut, die man ja wieder in Betrieb nehmen konnte. Zusammen erkundeten wird das ganze Gebäude.

Staunend fanden wir die große Küche vor. Sie war noch vollständig vorhanden und genügte auch für die ganzen Bewohner aus. Es gab sogar zwei getrennte Kühlhäuser, die man nur sauber putzen musste, damit man sie wieder nutzen konnte. Es war einfach nur perfekt.

Martina scherzte, »Wir müssen hier nur mal eine Putzkolonne durchjagen und könnten ein paar Tage später eröffnen. Ich hab auch schon ein bisschen nach brauchbarem Personal gesucht Vanessa.«

»Und an welches Personal hast du dabei gedacht?«, fragte ich.

Martina lachte mich mit ihrem Raubtiergebiss an, »Der notgeile Bruder meines Ex-Freundes hat ein paar Jahre in einer Pension als Hausmeister zugebracht, bis es geschlossen wurde. Ich habe mich heute Morgen mit ihm unterhalten und er kennt einige Leute, die bei uns arbeiten
würden. Er kennt ein paar ehemalige Nutten, die auch schon in einem Krankenhaus als Schwester gearbeitet haben.«

Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr gefiel mir diese Idee. Ehemalige Nutten hatten wohl kaum ein Problem mit Sex und würden auch garantiert selbst mitspielen. Wenn sie auch noch Erfahrung in der Betreuung von Kranken hatten, würden wir sie auch als Pflegekräfte einsetzen können. Wir brauchten auf jeder Station nur eine examinierte Fachkraft, um das Amt zufriedenzustellen.

Zu Anfang reichten aber auch Martina und ich schon aus, um wenigstens eine Station zu eröffnen. Ein Problem war nur die Finanzierung des ganzen Unternehmens. Aber auch das
musste irgendwie machbar sein. Martina brachte mich dabei auf eine Idee. Immerhin handelte es sich bei unserem Unternehmen ja um eine soziale Einrichtung, die auch von der Stadt bezuschusst und gefördert wurde.

Zusätzlich konnten Martina und ich auch noch einen Zuschuss für die Unternehmensgründung
beantragen. Auch ein kleiner Kredit bei einer Bank war für sie und mich möglich. Also konnten wir schon ein bisschen Geld auftreiben, um unser Altenheim Wirklichkeit werden zu lassen. Das musste sich nur irgendwie am Ende rechnen.

2. Kapitel

Martina und ich trieben uns noch den ganzen Nachmittag in dem Gebäude herum. Wir fertigten eine Liste an, was wir alle modernisieren mussten und was von dem Gebäude wir noch verwenden konnten. Meine Partnerin rief sogar den Bruder ihres Ex-Freundes an, der sofort zusagte, uns zu unterstützen. Eine halbe Stunde später stand er mit einem Kollegen schon vor uns und zusammen nahmen wir das ganze noch einmal unter die Lupe.

Manuel und Stefan kannten sich gut aus und überprüften das Gebäude. Sie hatten keine Einwände sich diesem Unternehmen anzuschließen und nach Eröffnung auch als Hausmeister zu
arbeiten.

Martina lachte, »Wie alt die Fotzen sind, stört euch vermutlich auch nicht. Hauptsache ihr habt was zum Vögeln.«

Stefan grinste nur, »Die Tante ist vergammelt, doch täglich wird gerammelt.«
»Ihr zieht aber eine Mütze aus Gummi über«, schränkte ich ein. »Meinetwegen könnt ihr mit den Bewohnerinnen Vergnügen haben, wenn die Arbeit erledigt wird.«
»Das kriegen wir schon hin«, beschönigte Manuel.

Den beiden schien es egal zu sein, wie alt die Frauen in unserer Anlage waren. Gut, wann bekam man auch die Gelegenheit den ganzen Tag lang den Trieb ausleben zu können und auch noch dafür bezahlt zu werden. Wichtig war mir nur das sie auch die anfallenden Arbeiten pünktlich
erledigten und wir uns auf sie verlassen konnten. Dann spielte es auch keine Rolle, wie oft sie es mit den Bewohnerinnen trieben.

Bis es aber so weit war, lag noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns. Unsere beiden Handwerker
machten einigermaßen dunkle Gesichter, als sie uns schließlich darüber informierten, das es einiges kosten würde das Ganze, zu sanieren und zu modernisieren. Sie rechneten mit ungefähr zweihunderttausend Euro, was es uns kosten würde, nur einen Flügel des Gebäudes zu
renovieren.

Abgesehen von dem ganzen Geld was wir für die Einrichtung noch ausgeben mussten, damit die Alten es auch wohnlich hatten. Es sollte ja nicht mehr nach einer Klinik aussehen. Die Bewohner sollten sich ein wenig wohlfühlen. Natürlich wussten sie, dass ihre Familien sie abgeschoben
hatten, das hieß aber nicht, dass es wie in einer sterilen Klinik wirken musste. Wohnlich und ein wenig behaglich sollte es schon sein.

Immerhin waren sie nicht in einem Gefängnis gelandet, sondern in einem Altenheim, in dem sie sich ausleben konnten, so lange sie noch am Leben waren. Nach unserem Termin fuhren die beiden Männer nach Hause. Für Martina und mich begann das große rechnen. Sie hatte mit ihrem Handy das ganze Gebäude fotografiert und durch die Aussage der beiden Männer wussten wir, was noch zu tun war.

Laut ihrer Aussage konnten sie das alles selber machen, würde natürlich nur eine ganze Zeit lang dauern. Martina und mir war daran gelegen so früh wie möglich unsere Pforten zu öffnen. Wir beide waren zwar erst 27 Jahre alt und konnten nicht behaupten sehr viel Erfahrung gesammelt zu haben, wollten aber unsere Idee möglichst schnell in die Tat umsetzen. Wir planten dieses Heim schon seit mehr als fünf Jahren, fanden aber bisher kein geeignetes Objekt.

Das Gebäude hatten wir jetzt gefunden und es schien für unsere Zwecke perfekt geeignet zu sein. Mit Stefan und Manuel gab es auch schon Hausmeister, die auch Renovierungen erledigen konnten. Beide waren im Moment nur geringfügig beschäftigt und würden gerne lieber heute als morgen damit anfangen für uns zu arbeiten. Martina scherzte noch, dass die beiden wohl lieber uns bearbeiten würden. Da waren sie aber schief gewickelt. Ich hatte nichts gegen
Männer, aber die beiden mussten es nicht gerade sein.

Da gab es deutlich hübschere und liebevollere Exemplare, falls wir denn wirklich einen brauchten. Das sah auch Martina so. Sie war zumindest mit dem Bruder von Manuel zusammen
gewesen und konnte einiges berichten. Meine Erfahrung mit Männern war alles andere als groß. Mein Leben stand bisher ganz im Zeichen der Arbeit. Ich  wollte etwas aus mir machen und Männer störten da nur. Sie lenkten einen vom wesentlichen ab und raubten einer jungen
Frau neben der Unschuld auch noch jede Menge Zeit.

Zumindest meine Unschuld hatte ich schon lange verloren, aber die Zeit hatte ich mir nicht nehmen lassen. Wenn Martinas und mein Traum erledigt war, ob positiv oder negativ spielte dabei keine Rolle, dann war immer noch genug Zeit, sich einen zu suchen mit dem man eine Familie gründen konnte. In unserem Arbeitsumfeld gab es genug junge Frauen, die früh schwanger wurden und sich jetzt als alleinerziehende Mutter durchschlagen mussten.

Dieses Schicksal drohte mir nicht. Bei Martina wäre es beinahe schon einmal dazu gekommen. Zum Glück war sie aber nicht schwanger geworden, als sich der Typ mit einer anderen aus dem Staub machte und nicht nur sein Geld, sondern auch ihres gleich mit durchbrachte. Wir lebten nicht gerade wie die Königinnen. Martina und ich konnten von dem bisschen Geld was wir verdienten keine großen Sprünge machen.

Es genügte zumindest für die laufenden Rechnungen und eine kleine Wohnung am Stadtrand. Bei einer Flasche Wein saßen wir bei Martina zusammen und rechneten, was die Batterien des Taschenrechners nur hergaben. Um unseren Traum ans Laufen zu bekommen brauchten wir
rein rechnerisch fast eine Million Euro. Darin war das Gebäude, die Renovierung, und zumindest eine ganz kleine Versorgung enthalten.

Am Lohn der Mitarbeiter mussten wir zumindest am Anfang noch ganz schön sparen, aber falls das Geschäft lief, würden wir die Bezüge erhöhen. Martina zeigte mir auf dem Bildschirm des Laptops einige Bilder der Mitarbeiterinnen, die sie für uns finden konnte. Gab es eigentlich einen besonderen Grund, warum ehemalige Nutten immer riesige Titten haben mussten?

Selbst in den Filmen für Erwachsene hatten die Damen größtenteils Medizinbälle auf der Brust kleben. Das sah doch nicht wirklich schön aus, oder empfanden das Männer als schön? Was war denn an Martinas C und meinen B Körbchen verkehrt? Titten hatten wir alle, aber brauchte es dazu wirklich am besten so große, dass man nach vorne umfiel, wenn man sich nur die Schuhe band?

Vielleicht sollte ich mich am Morgen einmal mit Heinz unterhalten. Er hatte schon genug Lebenserfahrung und konnte mir zumindest sagen, was daran schön sein sollte. Erst spät am Abend kam ich in meiner Wohnung an. Das Einkaufen hatte ich komplett vergessen. Der ganze Nachmittag und Abend stand im Zeichen unseres großen Traums.

In meinem Kühlschrank befand sich nur noch ein Magermilchjoghurt. Essen konnte man das nun wirklich nicht nennen, aber ich hatte zumindest etwas im Magen, bevor ich ins Bett krabbelte. Die eine Million war für uns beide schon ein großer Schock. Wir hatten zwar mit einer großen Zahl gerechnet, aber das es gleich so viel werden würde, machte uns dann doch zu schaffen. Martina und ich hatten ungefähr die Hälfte im Sinn.

Aber alleine das Gelände mit dem Gebäude würde uns schon 700.000 Euro kosten. Das aufzubringen war schon schwer genug. Aber nur für eine Abteilung eine ganze Million, verteilt
auf Martina und mich war schon eine ganz andere Hausnummer. Ich musste unbedingt noch einmal mit dem Sachbearbeiter auf dem Amt sprechen. Martina würde am nächsten Tag ein Gespräch mit ihrer Bank führen.

Wir wussten zumindest schon einmal, wie viel Geld wir für unseren Traum auftreiben mussten. Das war ein kleiner Vorteil für uns beide, machte unsere Aufgabe aber auch nicht leichter. Welcher Irre würde uns beiden 27-jährigen Hühnern schon eine Million anvertrauen? In der Nacht konnte ich kaum schlafen. Mir schwirrten noch immer Tausende Zahlen durch den Kopf und ich fragte mich, wie es wohl werden würde. Konnte unser Plan wirklich funktionieren?

Natürlich konnte er funktionieren, auch wenn es ganz furchtbar schief gehen konnte. Dann standen Martina und ich mit einer Million Euro in der Kreide, die wir irgendwie bezahlen mussten. Von unserem schmalen Gehalt als Pflegekräfte eine Million aufzutreiben grenzte schon an ein Wunder.

Am frühen Morgen klingelte mein Wecker und ich wollte gar nicht aus dem Bett. Die ganze Nacht lang lag ich wach und drehte mich von einer Seite auf die andere, fand aber keinen Schlaf. Die Gründung unseres Traums raubte mir schon jetzt den Schlaf, dabei hatten wir bisher nur eine ganz kleine Planung aufgestellt und immer wieder verfeinert.

Nach unserer Meinung konnte das eigentlich nicht schiefgehen, aber was wussten wir schon vom Leben. Nach meiner Dusche und einem Frühstück aus einem lauwarmen Kaffee machte ich
mich auf den Weg zur Arbeit. Während meiner unruhigen Nacht hatte uns eine Bewohnerin verlassen. Sie war schon 103 Jahre alt und ihr Körper wollte einfach nicht mehr länger mitmachen.

Das hatte sich schon einige Tage vorher angekündigt und wir waren darüber nicht überrascht. Ihr Leichnam wurde im Bett in den kleinen Raum gefahren, in dem die Verwandten von ihr Abschied nehmen konnten und ihr Zimmer würde im Laufe des Morgens von uns ausgeräumt. Danach gab es eine kurze Renovierung durch die Hausmeister und dann bot das Zimmer wieder einem neuen Bewohner Platz.

Die Warteliste war lange genug. Es gab mehr alte Leute als Plätze in einem Pflegeheim. Im Zimmer von Heinz war schon wieder alles hell erleuchtet. Er war schon immer ein Frühaufsteher gewesen und wartete schon auf mich. Natürlich wusste er ganz genau, dass ich heute Morgen zu ihm kam. Wie gewöhnlich brachte ich ihm gleich eine Tasse Kaffee auf sein Zimmer.

Sein glückliches Lächeln begrüßte mich schon an der Tür. Heinz war eine echte Frohnatur und ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen. Nur für mich hatte er eine Schwäche. Ich half ihm
beim Aufstehen und brachte ihn gestützt ins Badezimmer. Dort half ich ihm aus seinem Schlafanzug und setzte ihn unter die Dusche.

Dabei fragte ich ihn ganz beiläufig, wie es kam, dass Männer auf große Oberweiten abfuhren. Sein Grinsen wurde schon automatisch breiter, als ihm verschiedene Bilder aus seinem Leben durch den Kopf gingen. Diese Erinnerungen hatte er über die ganzen Jahre gespeichert und sie würden ihn nie verlassen. Er erklärte es, auf seine eigene Art.

Je größer die Titten einer Frau waren, umso mehr erinnerte der Einblick ins Dekolleté an einen gut ausgestatteten Hintern und das war schon lange vor dem aufrechten Gang ein besonderes Merkmal für eine gute Veranlagung zur Vermehrung. Darum ging es in der Evolution der Menschen. In Männern war es schon genetisch programmiert, dass sie mit ihren Erbinformationen möglichst viele Kinder zeugen sollten.
Da der Einblick auf die Titten an einen Hintern erinnerte, schien das zu stimmen, was mir Heinz da erzählte. Allerdings gab es auch mehr als genug Männer, die bei uns Frauen die kleineren Ausgaben bevorzugten. Heinz lachte und gab mir sehr genau zu verstehen, dass ich ihm sehr recht war und er gerne mit mir zusammensein würde. Trotz des hohen Alters hatte ich es ihm angetan und er ließ daran auch keinen Zweifel.

Die feuchte Hand an meinem Hintern bemerkte ich natürlich, ließ ihn aber gewähren. Sollte er seine Freude daran haben einer jungen Frau an den Arsch zu packen. Viel Freude gab es in diesem Laden für ihn ohnehin nicht mehr. Für mich allerdings auch nicht wenn ich weiterhin so trödelte. Heinz kostete mich schon mehr als genug Zeit, die ich dann bei den anderen Bewohnern wieder einsparen musste.

Dieses ständige Hetzen am frühen Morgen machte einen krank, aber die Versorgung der Alten hatte in dieser Republik schon lange keine große Bedeutung mehr. Wenn man etwas einsparen konnte, dann bei uns und in der Zeit, die wir mit ihnen noch verbringen durften. Diese wurde über die letzten Jahre immer weniger, während die zusätzliche Arbeitsbelastung immer weiter anstieg.

Die ganzen Pflegekräfte arbeiteten schon am Anschlag, aber das reichte der Politik noch nicht. Sie wollten unbedingt noch mehr von uns und am besten fast nichts dafür bezahlen. Wir waren sowieso schon den ganzen Tag am rennen und konnten uns keine große Zeit mehr für die einzelnen Bewohner nehmen. Wenigstens das sollte in Martinas und meinem Heim ganz anders werden.

Allerdings mussten wir dazu ein paar Abstriche machen, welche Bewohner wir denn aufnahmen. Sie sollten sich zumindest noch größten Teils selbst versorgen können und nicht die ganze Zeit betreut werden müssen. Das gab unseren Angestellten mehr Zeit mit ihnen Spaß zu haben. Martina und ich wollten uns eben nicht auf die ganz harten Pflegefälle einlassen.

So lange sie konnten, sollten sie bei uns eine gute Zeit verleben können. Das war unser Anspruch. In Deutschland waren die Einrichtungen in drei Kategorien unterteilt. Es gab neben einem Altenwohnheim noch ein Altenheim und ein Altenpflegeheim. Wir beide arbeiteten
derzeit in der letzten Kategorie. Im Haus Rosanna gab es nur Pflegefälle, die den ganzen Tag über betreut werden mussten.

In einem Altenheim, das, was Martina und ich planten, gab es nur eine geringe Pflegebedürftigkeit, wenn überhaupt. Die erste Kategorie war ein Altenwohnheim. Da gab es fast keine anderen Leistungen und die Alten führten noch einen eigenen Haushalt. Deshalb sollte es bei uns ein Altenheim werden. Diese Bewohner führten keinen eigenen Haushalt mehr, sondern bewohnten einfach ein Zimmer in einer ganzen Anlage.
In der kurzen Mittagspause traf ich Martina. Sie hatte in der Nacht wie ich fast kein Auge zugetan. Dementsprechend müde saßen wir zusammen in unserem Pausenraum und unterhielten uns leise über unseren Plan und was wir am Nachmittag noch erledigen wollten. Ich durfte auf keinen Fall das Einkaufen vergessen, denn sonst saß ich ohne Lebensmittel zu Hause und musste mich von Fensterkit ernähren.

Mehr gab es in meiner Küche, mit Ausnahme einiger Insekten, nämlich nicht mehr zu finden. Von Luft und Liebe konnte ich nicht satt werden und in meinem Fall blieb bis auf Luft nichts mehr übrig. Am Nachmittag begann wieder die große Dokumentation, die wir neben unserem Job auch noch machen mussten. Das musste deutlich einfacher gehen.

In dieser Welt, die von Technologie überflutet war, sollte es doch möglich sein uns diese Arbeit abzunehmen, damit wir mehr Zeit mit den Bewohnern verbringen konnten. Aber das gestand man uns natürlich nicht zu. Eher wollte man von uns noch mehr Daten erfahren. In dem verlassenen Zimmer war mittlerweile einer unserer Hausmeister am Streichen.

Nach einer Grundreinigung am nächsten Morgen würde bereits am Nachmittag ein neuer Bewohner einziehen, um den wir uns kümmern sollten. Kurz vor Feierabend saß ich wieder am Computer im Schwesternzimmer und tippte die ganzen erfassten Daten in unser System. Martina auf der anderen Station arbeitete am gleichen Problem wie ich.

Immer kurz vor Feierabend mussten wir diesen Mist aufschreiben. Allerdings lief die Zeit bis zum Feierabend ständig weiter. Nach dem Umziehen machte ich mich zuerst auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Mein Einkauf fiel etwas größer aus als normalerweise. Bis zum Wochenende gab es noch so viel zu tun und ich wusste nicht, ob ich noch einmal Zeit fand mir
Lebensmittel zu besorgen. Danach machte ich mich wieder auf den Weg zum Rathaus. Noch immer hatte ich den Schlüssel zu dem Gebäude in der Tasche.

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