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Böses Spiel - Cassandra Hayworth Cover

Wieder einmal eine Auftragsarbeit, die ich veröffentlichen durfte und auch wollte. Die Idee mit Zwillingen zu arbeiten ist zwar alles andere als neu, aber in dieser Form war es dann doch etwas völlig anderes. Ich hatte eine Menge Spaß beim Schreiben und auch die Rückmeldungen der Auftraggeberin waren durchweg positiv. 

Es sollte eine Überraschung für ihre Freundin werden und ich habe es tatsächlich innerhalb kürzester Zeit geschafft, das Buch fertigzustellen und mit einem anderen Cover versehen nach Deutschland zu schicken. Die Beschenkte meldete sich dann ein paar Tage später und bedankte sich für das Buch, was sie an zwei Abenden quasi verschlungen hatte.

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1. Kapitel

Schon wieder saß ich auf dem harten Stuhl im Vorzimmer meines Chefs und atmete die verpestete Luft seiner Sekretärin. Bereits in jungen Jahren lernte man eigentlich, dass man Parfum nicht in zu großer Menge auftrug, aber bei ihr schien das keine Wirkung gezeigt zu haben. Offensichtlich duschte sie darin und die Einrichtung ihres Büros konnte ein deutliches Lied davon singen.

Noch dazu schien sie eine große Abneigung gegen frische Luft zu haben, denn die Fenster waren fest verschlossen, obwohl draußen schon die Vögel mit ihren fröhlichen Liedern den Frühling begrüßten. Mein Brötchengeber musste von den vielen Jahren bereits geruchsblind geworden sein, aber das war auch kein Wunder. Der Mann war jenseits der sechzig und nicht mehr so fit wie vor einigen Jahren.

Ob seine Vorzimmerdame daran vielleicht auch einen großen Anteil hatte? Das Alter passte vielleicht, denn auch sie war schon ein bisschen was über vierzig und die tiefen Furchen in ihrem komisch eckigen Gesicht mit den nicht mehr ganz so taufrischen gelben Zähnen ließ einiges vermuten. Ich mit meinen 27 Jahren war auch schon weit über das junge Gemüse hinausgewachsen und arbeitete eher mit schwarzen Kisten, die mit einer Menge Elektronik gefüllt waren.

Aus diesem Grund musste ich auch alle paar Tage wieder zum Chef der Firma. Der hatte seine liebe Mühe mit seinem Rechner und brauchte mich deutlich öfter, als mir lieb war. Meine Kolleginnen und Kollegen vermuteten schon eine Affäre zwischen mir und dem alten Knacker. Das kam aber gar nicht infrage. Weder für den noch einen anderen aus der Firma würde ich meinen nackten Arsch auf einem Schreibtisch parken und den kleinen Würmern zwischen
ihren Beinen Zugang zu meinem allerheiligsten gewähren.

Beruf und Privatleben trennte ich schon seit meiner Ausbildung. Damals ließ ich mich mit einem Gleichaltrigen auf ein gefährliches Spielchen ein und wir verbrachten zusammen sehr viel Zeit an ruhigen Orten. Sogar unter dem Schreibtisch unseres Ausbilders haben wir es getrieben, bis
man uns dann in flagranti in der kleinen Teeküche bei einem Quickie überraschte.
Mein Liebhaber wurde an eine andere Stelle versetzt und ich bekam einen Akteneintrag geschenkt, weil er glaubhaft versichern konnte, dass unsere Schäferstündchen immer von
meiner Seite ausgingen. Das war zwar gelogen, aber wer glaubte auch schon einer jungen Frau, die sich gerne etwas freizügiger kleidete und beiden Geschlechtern nicht abgeneigt war, wenn mein regelmäßiger Beischläfer aus einer angesehenen Familie kam, die auch gerne ein bisschen
Geld auf den Tisch warf.

Es war nicht verwunderlich, dass alles an mir hängen blieb und ich daraufhin meinem Ausbildungsbetrieb nach meinem Abschluss den Rücken kehrte. Nach einem derartigen Start und den Problemen, die sich daraus ergaben, hielt ich mich von irgendwelchen Abenteuern in der Firma fern und landete dann letztendlich in dieser Firma, die Zulieferteile für die Automobilindustrie fertigte.

Ich hatte selbst mit der Fertigung nicht sehr viel zu tun. Meine Arbeit beim technischen Service umfasste eigentlich nur die Wartung und Aufrechterhaltung des internen Computernetzes. Dementsprechend war ich auch den ganzen Tag über immer wieder im gesamten Betrieb
unterwegs und kümmerte mich um die kleinen Schätzchen mit den Drähten, die immer wieder Probleme machten oder Störungen aufwiesen.
Interessanterweise hatte keiner in der ganzen Firma solche Probleme, wie der oberste Boss und da hier keiner gerne arbeitete, musste ich als Nesthäkchen diese Aufgabe übernehmen. Beinahe täglich fand ich mich deshalb wieder in diesem stinkenden Vorzimmer ein und verbrachte sehr viel Arbeitszeit mit einfachem warten. Mir wären stattdessen Wanderungen über das Betriebsgelände deutlich lieber gewesen, aber das Leben war nun mal kein Ponyhof und
auch kein Wunschkonzert.

Erst nach endlosen Minuten durfte ich das Büro des Chefs betreten und die schlechte Luft des
Vorzimmers verschwand direkt an der Tür. Das Problem des Chefs mit seinem Computer war ein
einfacher Bedienungsfehler, der das Programm durch eine Überladung zum Absturz brachte. Allerdings nur in seinem Büro und nirgendwo anders. Ich versprach ihm mich darum zu kümmern und kehrte danach in mein Büro zurück.

Dort  setzte ich mich an den Computer, griff über das interne Netzwerk auf seinen Rechner zu und schrieb in die Subroutine nur einen einfachen Befehl. So war es für den Chef unmöglich, noch einmal diesen Bedienungsfehler zu machen, weil der Computer in diesem Moment einfach den Befehl verweigerte. Den restlichen Arbeitstag verbrachte ich in meinem Büro.

Meine Kollegen kümmerten sich dafür um die einfachen Ausfälle, was mir fast einen freien Nachmittag bescherte. Nach meiner Arbeitszeit traf ich mich in der Stadt mit einer Freundin. Ich musste ihr über ihre letzte Beziehung hinweghelfen. Sie hatte ihren Ex-Freund in ihrer Wohnung mit einer Bekannten im Bett erwischt, als sie wohl nach seiner Zeitrechnung nur ein paar Minuten zu früh vom Friseur kam.

Er hatte sie in ihrem Bett hemmungslos gefickt, als sie unterwegs war um für ihn hübsch zu sein. Mein eigenes Liebesleben fand in den letzten Jahren nicht einmal statt. Für vergnügliche Stunden suchte ich mir an den Wochenenden jemanden in einer Bar. Dort traf ich auf leicht zu erlegendes Stöckelwild und natürlich auf Männer, die auf der Suche nach einer Pussy für eine Nacht waren.

Eine längere Beziehung kam für mich eher nicht infrage. Ich liebte meine Freiheit und konnte mir nicht vorstellen, nur auf einen Partner festgelegt zu sein. Die meisten Männer für eine ernsthafte Beziehung kamen nicht damit zurecht, dass ich auch die Abwechslung mit meinem eigenen Geschlecht suchte. Einige kamen dann auf die wundervolle Idee für einen flotten Dreier. Natürlich nicht mit irgendwem. Sie wollten am besten selbst die Auswahl treffen und ich sollte die Damen dann dazu überreden. Allerdings wollte ich mit ihnen alleine sein und sie nicht mit einem Würstchen langweilen. Die konnte man eigentlich immer finden, wenn man seine
Ansprüche entsprechend anpasste. Das war allerdings so gar nicht mein Fall.

Außerdem gab es da noch ein anderes kleines Problem. Während ich gegenüber Männern dominanter war, ordnete ich mich Frauen gerne unter und ließ mich benutzen, was es bei einem Dreier dann bedeutend schwieriger machte. Mir war es lieber, wenn ich abends auf die Jagd gehen konnte und mir einen Partner nach meinem Geschmack aussuchen konnte.

Ich sehnte mich zwar nach einer festen Beziehung, die gerne auch etwas lockerer sein sollte, aber das passte einfach nicht in mein Lebenskonzept. Natürlich gefiel das meinen Eltern überhaupt nicht. Ich war 27 Jahre alt und nicht nur mein Vater wünschte sich einen Enkel. Auch meine Mutter wies ständig wieder auf meine biologische Uhr hin, die unaufhörlich tickte.

Die Frage war nur, warum ausgerechnet von mir Enkelkinder erwartet wurden. Mein Bruder war schon seit mehreren Jahren mit seiner Jugendliebe verheiratet. Von den beiden erwartete aber komischerweise niemand Enkel, wobei er die viel besseren Voraussetzungen hatte. Mir fehlte zum einen der zwingend notwendige Schwanzträger und meine Figur wollte ich mir auch nicht unbedingt ruinieren.

Ich konnte mir in meinem Leben keine Kinder vorstellen. Diese halslosen Monster mit ihrem Geschrei konnte ich schon nicht ertragen, wenn ich an einer Schule oder einem Kindergarten
vorbeikam, da wollte ich zu Hause nicht auch noch so etwas sitzen haben. Meine Freundin Malaika saß bereits schon in dem Café, in dem wir uns verabredet hatten, und ich konnte schon von Weitem an ihrem Gesicht erkennen, das heute ein guter Tag für sie war.

In den letzten Wochen musste sie die dunklen Ränder unter den Augen immer mit einer Menge Make-up verstecken, aber heute verzichtete sie komplett darauf und es zeigte sich sogar ein fröhliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Extra für mich stand schon ein Kaffee bereit und Malaika
erzählte mir in einem ersten Redeschwall von einem neuen Verehrer, den sie sich an Land ziehen konnte.

Ausgerechnet ihr bester Freund Malte war auf eine Beziehung mit ihr aus. »Das musst du selbst entscheiden Laika, nur solltest du bedenken das die meisten Freundschaften an einer Beziehung zerbrechen. Wird die Beziehung aufgelöst, ist meistens auch die Freundschaft dahin«, warnte ich sie.

»Als ob ich das nicht wüsste Maureen, aber Malte hat mich noch nie enttäuscht und ihn kenne ich schon seit dem Kindergarten.«
Natürlich war das ein nicht zu unterschätzender Vorteil für die beiden, aber eine ernsthafte Liebesbeziehung ist mit einer Freundschaft nicht zu vergleichen. Die beiden kannten und verstanden sich schon ewig und beide wussten jeweils die intimsten Geheimnisse voreinander, was aber im Umkehrschluss schlimmere Spuren hinterließ, wenn man sich trennte.

Trotzdem waren sie natürlich schon alt genug und mussten das beide selbst wissen. Ich war dabei nur Zaungast in der ersten Reihe und wurde von ihr darüber informiert. Malte selbst kannte ich auch schon eine ganze Weile und konnte auch nichts Negatives an ihm finden. Für mich war er nichts und das war auch nie ein Thema zwischen uns.
Immerhin war damit an der Liebesfront meiner Freundin wieder Ruhe eingekehrt und sie war auch viel besser bei Laune. Das machte den ganzen Nachmittag in dem Café auch bedeutend angenehmer und sie schwärmte mir über Malte vor. Natürlich nicht, ohne mich nach meinem eigenen Liebesleben zu befragen. Allerdings gab es da nichts, worüber ich ihr großartig Auskunft geben konnte.

Ich traf mich nur ab und an mit jemandem, um meine Bedürfnisse zu befriedigen, die meine Spielzeuge einfach nicht ersetzen konnten, aber liebestechnisch fand sich da nichts. Da ging es
einfach nur um das Körperliche. Es dauerte auch gar nicht so lange, bis tatsächlich Malte in
dem Café aufschlug und sich zu meiner Freundin setzte. Am Anfang war das noch zu ertragen, aber als die beiden dann auch noch zu züngeln anfingen, hatte ich das dringende Bedürfnis zu verschwinden.

Das war einfach zu viel für mich. Meine Garage war schon lange nicht mehr richtig gefegt
worden und alleine das sehen zu Müssen war wie ein Schlag in meine Fresse. Allerdings mit einem halben Kilometer Anlauf ohne Ausweichmöglichkeit. Unter einem Vorwand verließ ich ziemlich aufgewühlt das Café mit den beiden und machte mich auf den Weg in meine kleine Wohnung am Stadtrand.

Einen Moment lang dachte ich noch darüber nach am Abend auszugehen und mir jemanden zu suchen, der es mir besorgte, aber im Hinblick das es Dienstag Abend war und den frühen Arbeitsbeginn gab es nicht gerade viel Zeit. Außerdem musste ich ja noch in Betracht ziehen, dass nicht besonders viele Leute ausgerechnet unter der Woche nach jemandem suchten, und einen grandiosen Fehlschlag wollte ich nicht auch noch ertragen müssen.

Am Wochenende jemanden zu finden war nicht sehr schwer, aber unter der Woche blieben die Bars schon ziemlich leer, wenn sie überhaupt öffneten. Stattdessen nahm ich mir meinen
größten Vibrator und verzog mich frühzeitig in mein Bett. Am Wochenende wollte ich dann dafür auf die Jagd gehen und mir jemanden suchen. Allerdings wusste ich noch nicht das dieser Abend den Beginn einer besonderen Leidenszeit in meinem Leben markierte.

Jeder kannte die Phasen in seinem Leben, in denen wirklich alles schiefging und man sich nicht dagegen wehren konnte. Meist begann es ganz harmlos mit einem Haushaltsgerät, was den Geist aufgab und sich dann in wunderbaren Abständen andere Katastrophen ereigneten. Bei mir war es exakt diese Nacht, die ich mit einem Orgasmus begann, um dann am frühen Morgen durch meinen Wecker nicht aus dem Schlaf gerissen wurde.

Um kurz nach acht am Morgen schlug ich dann meine Augen auf und wunderte mich noch, warum mein Radiowecker schwieg. Aber ohne Strom konnte auch der beste Radiowecker seine
Aufgabe nicht erledigen. Auf eine Batterie verzichtete ich schon seit Jahren und seine Einstellungen waren durch einen Stromausfall am frühen Morgen gelöscht worden und die
Uhranzeige blinkte nur noch. Erst meine Armbanduhr auf dem Nachttisch gab mir Auskunft darüber, dass ich ganze zwei Stunden verschlafen hatte.

Ich sprang aus dem Bett, rannte ins Badezimmer und schlug mir unter der Dusche auch noch den Kopf an. So schnell ich konnte, erledigte ich meine Morgenroutine und rief in der Firma an. Natürlich war mein Chef nicht gerade begeistert, dass ich später kam, aber wenigstens kam ich überhaupt noch zur Arbeit. Mit fast drei Stunden Verspätung stand ich dann im Büro meines Vorgesetzten, der mir erklärte, dass mein Kollege am Vorabend einen Herzinfarkt erlitten hatte und ich einen Teil seiner Aufgaben erledigen musste, bis ein Ersatz für ihn eingestellt war.

Für mich persönlich war das ein Aufstieg, da ich jetzt etwas mehr in die oberen Strukturen des
Unternehmens vordringen konnte. Das bedeutete allerdings auch einen kleinen Umzug innerhalb der Firma. Mein neuer Schreibtisch verbarg sich nicht mehr in der Zentrale, sondern in einem kleinen Büro in einem anderen Teil der Firma. Den Schlüssel gab er mir und ich packte noch meine persönlichen Sachen ein bevor ich mich auf den Weg machte.

Zu meinem neuen Büro gab es noch ein kleines Lager, für das ich ebenfalls verantwortlich sein sollte. Dort lagerten einige Austauschkomponenten, falls ein Rechner in der Firma seinen Geist aufgab und ich ihn wieder zum Laufen bringen musste. Innerlich freute ich mich auf meinen neuen Aufgabenbereich, als ich mich auf den Weg in mein neues Büro machte. Ich wusste zwar nicht, was mich dort erwartete, aber das konnte schon nicht so schlimm werden.

Mein neuer Aufgabenbereich war die interne Rechnungsabteilung und ich sollte dort eigentlich nur die Computer warten, die immer gebraucht wurden. Die nötigen Updates wurden nach wie vor von der Zentrale aufgespielt. Die gute Laune verflog allerdings sofort, als ich meinen neuen Arbeitsplatz erreichte.

Mein ›Büro‹ war einfach nur ein winziger Abstellraum im Keller ohne Fenster und einem Computer der wohl schon lange vor dem Krieg hier seine Karriere begann. Die blinkende Leuchtstoffröhre an der verdreckten Decke war noch das Tüpfelchen auf dem I. In der
Luft hing der Gestank nach altem Kaffee, schlechtem Aftershave und Staub.

Die Putzkolonne musste diesen Abstellraum seit mindestens zehn Jahren nicht mehr betreten haben und mein Vorgänger schien den Infarkt nicht ohne Grund erlitten haben. Der komplette Schreibtisch war von Fettglasur und Zucker verschmiert. Der Herzinfarkt war also nur die logische Folge seiner Ernährungsgewohnheiten, wie ich hier an seinem Arbeitsplatz
erkennen konnte.

Das angeschlossene ›Lager‹ war ungefähr so groß wie eine Telefonzelle und die ganzen Komponenten lagen ohne Verpackung wild durcheinandergeworfen in einem alten Schuhkarton. Das Regal bestand eigentlich nur noch aus Rost und mir war es unbegreiflich, wie es eigentlich
noch stehen konnte. Meine Laune sank innerhalb von Sekunden an diesem Ort weit nach unten und ich wünschte mich in mein Bett zurück. Hier sollte ich in Zukunft arbeiten?

Das war fast so etwas wie eine Versetzung in ein Gefängnis. Es wurde auch nicht besser, als ich mich in meinen Account einloggte und die ersten Aufgaben fand, die ich zu erledigen hatte.

2. Kapitel

Bevor ich mich auf den Weg zu meinem ersten Einsatz machte, rief ich beim Hausmeisterservice an und verlangte zum einen eine Renovierung meines Büros und sie sollten auch gleich noch eine ganze Putzkolonne durchschicken, damit ein Arbeiten dort überhaupt möglich war. Vor allem
benötigte ich ein ordentliches Regal für das Lager, eine neue Leuchtstoffröhre an der Decke und ich benötigte einen anständigen Computer, den ich mir vermutlich selbst zusammenschrauben musste.

Dafür brauchte ich aber eine ganze Menge Teile, die ich erst bestellen musste. Mein Chef
aus der Zentrale rief mich auch sofort an und fragte, ob ich noch ganz dicht war. So viel Geld wollte man für diese Abteilung nicht ausgeben. Das vorhandene Material sollte mir
ausreichen. Unsere ganze Abteilung war komplett unterfinanziert. Gut, wir verursachten auch nur Kosten, aber der Nutzen wurde gerne bei der Berechnung vergessen.

Ohne uns würde kein Computer mehr funktionieren und sämtliche Viren hätten das gesamte Firmennetzwerk für sich. Vor allem sämtliche Rechnungen müssten wieder auf den alten
Schreibmaschinen getippt werden, worauf vor allem die ganzen Bürodamen sehr gerne verzichten konnten. Beim Computer war das alles einfacher. Sie mussten nur Textbausteine zusammensetzen, einen Betrag eintragen und konnten die Rechnungen automatisch drucken und
verschicken lassen. Nur das wollte natürlich keiner sehen.

Wir sollten da sein, aber nach Möglichkeit nichts Kosten. Nur die Arbeitsmittel, die man uns zugestand, waren alles andere als fortschrittlich. Vor allem der Computer in meinem Kellerloch war ein nicht mehr ganz so stiller Zeitzeuge aus der Anfangszeit der Rechenmaschinen. Ich hatte eine Idee, wie ich diesen Fehler beheben konnte ohne das mein Chef das bemerkte, aber dazu musste ich erst einmal ein paar Aufträge erledigen.

Meine erste Aufgabe an meinem neuen Arbeitsplatz war relativ einfach. Der Mitarbeiter hatte einen defekten Kühler, was sein Rechner mit einer Notabschaltung quittierte, damit der eingebaute Prozessor nicht gegrillt wurde. Das waren zehn Minuten Arbeit, bis das Maschinchen
wieder lief. Der Mitarbeiter war zwar überrascht das ihn eine junge Frau in seinem Büro besuchte und nicht der alte Brummbär, der sich sonst um seine Probleme mit der Technik kümmerte, war aber trotzdem sehr freundlich.

Ich bekam sogar einen frischen Kaffee angeboten, was sich aber nicht lohnte. Auf meinem Zettel hatte ich noch mehr als genug Aufgaben stehen und der Kaffee konnte den versauten Tag auch nicht mehr retten. Die Zeit, die ich verschlafen hatte, musste ich noch an meinen Arbeitstag anhängen.

Da war dann zwar schon niemand mehr in der Abteilung, aber ich hatte trotzdem noch genug zu tun. Der ganze Tag zog sich wie Kaugummi und auch die Rückkehr in mein Kellerloch fiel mir immer schwerer. Mein letzter Einsatz an diesem Tag sollte ein ganz besonderer werden. Den ganzen Tag über hatte ich immer mehr Warnungen von allen Seiten erhalten, dass die Leitung
der Abteilung ein besonderer Fall sei.

Ich sollte mich nach Möglichkeit von ihr fernhalten und ihr Büro nur betreten, wenn sie gerade nicht am Arbeitsplatz war. Sie schienen alle furchtbare Angst vor dieser Frau zu haben. Dabei sollte sie nach Aussage einiger Männer nicht viel älter als ich sein und dabei auch noch ziemlich gut aussehen. Aber Aussehen spielte in diesem Fall eine untergeordnete Rolle, denn Frau
Ribbentrob hatte eine Art an sich, die niemand mochte.

Welche das war, würde ich aber spätestens bei einem ersten Aufeinandertreffen feststellen. Demnach stellte ich die Aufgabe von Gwendoline Ribbentrob ganz ans Ende meines Arbeitstages. Kurz nach 16 Uhr verließen fast alle Mitarbeiter das Rechenzentrum und ich
war mir sicher, das auch die Chefin gegangen sein musste. Sicherheitshalber wartete ich noch extra eine halbe Stunde länger, falls sie noch etwas länger blieb.

Viel gab es da ohnehin nicht zu tun. Laut der Meldung handelte es sich um ein Problem der Netzwerkeinstellung, weil sie immer wieder Probleme hatte, ins Internet zu kommen. Das firmeneigene Netzwerk funktionierte ohne Probleme, nur um das Internet zu erreichen, musste sie einen Umweg über einen anderen Rechner machen.

Laut den Einstellungen in unserer Abteilung gab es da keinen Fehler. Das überprüfte ich auch noch einmal an dem Altertum in meinem Keller bevor ich mich auf den Weg machte. Vielleicht war auch nur ihre Netzkarte defekt und zur Sicherheit steckte ich mir noch eine neue in die Tasche. Das völlig ausgestorbene Gebäude wirkte völlig anders, als ich durch die Gänge lief.

Am Vormittag war hier noch die Hölle los und man verstand teilweise sein eigenes Wort nicht mehr, aber jetzt nach Feierabend herrschte überall totenstille. Nur vereinzelt waren die Lüftungen der Computer zu hören, die ihre Warmluft in den Raum pusteten, um nicht zu überhitzen. Nachdem ich vor dem Büro der Leitung angekommen war, atmete ich noch einmal durch und öffnete vorsichtig die Tür. Das Büro war wie erwartet verlassen, nur der Bildschirm auf
dem Schreibtisch verströmte noch ein leichtes Licht.

Der Bildschirmschoner war angesprungen und verdeckte die Anmeldemaske. Sie hielt wohl nicht viel, vom Bildschirm zum Feierabend ausschalten. Das passte auch zu der Beschreibung, die ich von ihr bekommen hatte. Angeblich konnte sie nie still auf ihrem Stuhl sitzen und war immer am
Hetzen. Vor allem ging es ihr immer zu langsam, egal ob es nur zwei Minuten oder zwei Tage waren.

Gerade als ich mich an ihrem Rechner anmelden wollte, um den Fehler zu reproduzieren und dann zu beheben, öffnete sich die Tür und vor mir stand eine Frau mit wundervollen blonden Locken, die ihre über ihre breiten Schultern auf einen knallroten Businessanzug fielen. Zwei meeresblauen Augen blitzten mich an und der tiefrot geschminkte Mund fragte, »Wer sind sie und was suchen sie an meinem Computer?«
»Maureen Schmidt aus der Informatik. Sie haben ein Problem mit dem Internetzugang gemeldet und das wollte ich gerade beheben«, antwortete ich überrascht, konnte aber meine Augen nicht von diesem Bild einer Frau abwenden.

Wäre sie mir eines Abends in einem Club begegnet, hätte ich alles daran gesetzt, sie näher kennenzulernen und vielleicht in mein Bett zu bekommen. Sie kam sofort um den Schreibtisch gerannt und griff nach ihrer Maus. Ich nahm einen feinen, aber doch deutlich wahrnehmbaren Duft nach Zedernholz von ihr auf. Sie reagierte allerdings nicht auf mich, sondern wollte mir sofort zeigen, wo das Problem eigentlich lag.

Was sie mir mit ihrer rauchigen Stimme erklärte bekam ich nicht einmal richtig mit. Ihre Worte kamen zwar an meinen Ohren an, verweilten aber nur einen kurzen Moment und waren sofort verschwunden ohne für meinen Verstand einen Sinn zu ergeben. Meine gesamte Konzentration war mit einem Mal beim Teufel und ich musste alle Sinne auf meine eigentliche Aufgabe richten.

Das war mir richtig unangenehm. Ribbentrob bekam offensichtlich nicht viel davon mit. Sie war
voll in ihrem Element und erklärte mir ihre gesamten Probleme, seit sie diesen Rechner im Büro stehen hatte. Irgendwie konnte sie sich noch an längst vergessene Fehler erinnern, ohne in einem Kalender nachsehen zu müssen.

Diese Frau musste ein fotografisches Gedächtnis besitzen. Die Informationen, die ich bei der Arbeit notierte, hatte ich spätestens schon dann vergessen, wenn ich in mein Auto stieg. Auch einen Tag später kamen sie nicht mehr zurück, sondern ich musste in meinen Aufzeichnungen
nachschlagen. Sie schien aber ein Gedächtnis wie ein Elefant zu haben, obwohl keinem der grauen Riesen ähnlich sah.

Eher sah sie aus wie ein Engel. Nach einem ersten Test bestätigte sich mein Verdacht, dass
die eingebaute Netzwerkkarte ein Problem machte, was ich in den Einstellungen so nicht beheben konnte. Ich musste den Rechner herunterfahren und dann vor der Chefin auf den
Boden unter ihren Schreibtisch kriechen. Während ich mich um das Gehäuse kümmerte, nahm sie sich ihren Bürostuhl und setzte sich seitlich hinter mich.

Ihr Gesicht vergrub sie in einer Akte und ließ mich meine Arbeit machen. Mir wurde immer wärmer unter ihrem Tisch und der Schweiß tropfte mir von der Stirn. Ich hatte das ungute Gefühl, sie würde mich und meine Figur beurteilen, wobei sie eigentlich gar nicht auf mich achtete. Trotzdem versuchte ich, ihr meinen Hintern in der bestmöglichen Position zu präsentieren.

Wie ein Teenager wollte ich sie auf mich aufmerksam machen und setzte dazu meine Reize ein. Vor allem in dieser Position zu ihren Beinen fühlte ich mich sehr wohl. Gegenüber anderen Damen war ich ja ohnehin der devote Part und Gwendoline Ribbentrob strahlte eine nicht von der Hand zu weisende Dominanz aus, der ich mich nur zu gerne unterwerfen würde.

Als ich mit dem Wechsel der Karte in dem Rechner fertig war, drehte ich mich etwas ungelenk unter der Tischplatte um und wollte gerade wieder vorsichtig aufstehen, bis mein Blick unwillkürlich zwischen ihren Beinen hängen blieb. Unter dem streng roten Businessanzug erwartete ich auch dazu passende rote Unterwäsche, aber Ribbentrob war völlig ohne unterwegs und präsentierte mir so einen sehr tiefen Einblick auf die komplett haarlose Spalte.

Sofort richtete ich meinen Blick auf den Boden und hoffte, dass sie nichts davon mitbekommen hatte. Offensichtlich nicht, denn sie fragte etwas geistesabwesend, »Funktioniert die blöde Kiste jetzt wieder?«

Krächzend antwortete ich, »Davon ist auszugehen, aber ich checke das noch einmal zur  Sicherheit.«

Mir war gar nicht aufgefallen, wie trocken mein Mund unter ihrem Schreibtisch wurde. Ich sollte zusehen schnellstens aus ihrem Büro zu entkommen und eine Flasche Wasser zu trinken, bevor ich noch austrocknete. Auf der anderen Seite wollte ich aber das Büro dieser unglaublichen Frau eigentlich am liebsten überhaupt nicht mehr verlassen, außer natürlich mit ihr im Schlepptau.

Diesen Gefallen tat sie mir aber nicht. Nach einem erfolgreichen Test ihrer Internetverbindung
bedankte sie sich kurz bei mir und verlangte dann, alleine gelassen zu werden. Sie hatte im Gegensatz zu mir noch etwas zu arbeiten. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf sie schlich ich mich aus ihrem Büro und musste mich erst einmal kurz sammeln, bevor ich den falschen Weg einschlug.

Wie eine geprügelte Hündin schlich ich zurück in mein Kellerloch und war dort nicht einmal alleine. Eine komplette Mannschaft kämpfte sich gerade durch den über die Jahre angesammelten Dreck, entfernte das rostige Lagerregal und schrubbte sich durch mein neues Büro. Die Deckenleuchte war durch eine moderne LED Lampe in kaltweiß ersetzt worden. Bei diesem Licht sah man den ganzen Dreck noch viel besser als bei der alten blinkenden Neonröhre. Bei dem Gewimmel konnte ich nicht einen klaren Gedanken fassen und entschied mich daher kurzerhand für den Feierabend. Ich griff mir meine Tasche und machte mich auf den Weg nach draußen zu meinem Auto auf dem Firmenparkplatz.

Die Fahrt über war ich völlig unkonzentriert und dachte nur an die Begegnung mit der Chefin in ihrem Büro. Sie hatte mich komplett gefesselt und so war es nicht verwunderlich, dass ich das Rotlicht einer Ampel übersah und einem anderen Verkehrsteilnehmer mit einem heftigen Rumms auf die Stoßstange donnerte, der dort wie vorgeschrieben stand.

Das hatte mir an diesem Tag gerade noch gefehlt. Wenn schon Pech an den Händen dann gleich komplett und nicht nur ein bisschen. Statt nach Hause zu kommen, durfte ich noch einer Unterredung mit Beamten der Verkehrspolizei beiwohnen und mein Auto in der Werkstatt abliefern. Zum Glück gab es nur einen harmlosen Blechschaden ohne Verletzungen. Meine ersten paar Tage in dem neuen Büro wurde immer mehr zu einer Herausforderung.

Ausgerechnet Ribbentrob schien ebenso eine Woche erwischt zu haben, denn beinahe täglich durfte ich wieder in ihrem Büro erscheinen und mich um kleinere Fehler an ihrer Hard und Software kümmern. Bei diesen Besuchen passierte zwar nie irgendetwas zwischen uns, trotzdem hatte ich das Gefühl, die sexuelle Spannung fast mit den Händen greifen zu können.

Nebenbei versuchte ich noch immer mir für mein neues Büro, was zwar den Namen noch immer nicht verdiente, aus Zubehörteilen einen richtigen Computer zu bauen und das alte Schlachtschiff was meinen Schreibtisch blockierte endlich der Resteverwertung übergeben zu können.

Um die Kosten dafür einzusparen verbaute ich bei den kleinsten Problemen in der Firma gleich komplett neue Teile, obwohl die Fehler vielfach nur an der Software lagen. Die ausgebauten noch guten gebrauchten Teile verwendete ich für meinen Neubau im Büro. Das fiel auch niemandem auf und ich kam nach nicht einmal einer ganzen Woche meinem Ziel sehr nahe. Es fehlte nur noch eine Stromversorgung, die ich dann einfach bestellte.

Mein Chef bereitete mich darauf vor, dass mein ausgefallener Kollege wohl nicht mehr zurückkehren und ich in dieser Abteilung seine Stelle übernehmen müsste. Insgeheim freute mich das, weil ich wusste, dass ich immer wieder bei Gwendoline Ribbentrob im Büro stehen würde und wir uns vielleicht doch ein bisschen näherkommen konnten.

Genau das passierte auch immer wieder. Während meiner Arbeitszeit sorgte ich immer wieder dafür, dass ich bei der Leiterin im Büro erscheinen konnte. Das ging sogar so weit, dass ich in meinem stillen Kämmerlein an ihrer Software einige Codezeilen einbaute, die einen Fehler ergaben, nur damit sie mich rufen musste und ich sie zu sehen bekam. Ihr schien das eigentlich ganz recht zu sein, weil sie teilweise auch noch Sachen erledigt haben wollte, die ihr aufgefallen
waren.

Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, das wir uns näherkamen, ohne das es überhaupt zu einer Berührung zwischen uns kam. Dabei wäre ich am liebsten schon einige Male unter ihrem Schreibtisch gelegen und hätte mich mit ihrer haarlosen Spalte beschäftigt. Leider kam es aber nie dazu und unsere Gespräche gingen immer nur um meine Arbeit und Computerprobleme. Privat hatten wir eher weniger miteinander zu tun.

Trotzdem hatte ich das Gefühl, ich könnte sie für mich gewinnen. Es gab auch immer wieder kleinere Anzeichen, dass Gwendoline doch ein bisschen mehr für mich empfand und ich hatte die
Hoffnung, dass sich da doch etwas daraus entwickeln könnte. Mittlerweile nannten wir uns auch beim Vornamen und sie hatte eine besondere Art meinen Namen zu betonen.

Schon das Alleine wirkte auf mich wie ein Aphrodisiakum und brachte nicht nur meinen Kopf durcheinander. Auch meine andauernde Pechsträhne schien sich langsam zu beruhigen und es kam nicht mehr alles auf einem Haufen. Zwei Tage war mal wieder Ruhe, was für doch einige
Erholung sorgte. Danach ging dann aber trotzdem wieder etwas kaputt.

Das Letzte, was den Geist aufgab, war mein Fernseher zu Hause. Ich wollte mir eigentlich eine schöne Serie ansehen, bevor ich dann ins Bett fiel, bekam aber nur einen Ton und kein Bild dazu. Mit meinem Mietwagen brachte ich das Gerät zur Reparatur und bekam nach zwei Stunden
gesagt, das mein Steuergerät zerstört war und das Bild nicht mehr anzeigen konnte.

Ein neues sollte mich fast so viel kosten wie ein komplett neuer Fernseher. Das konnte ich mir aber nicht so einfach leisten. Alleine die Kosten für meinen Unfall sprengten schon jeden Rahmen, den ich mir gesetzt hatte. Andernfalls käme ich mit meinem Verdienst einfach nicht über den Monat. Meine Finanzen waren ohnehin nicht gerade gesegnet.

Für die Arbeit, die ich den ganzen Tag erledigte, bekam ich eindeutig zu wenig bezahlt. Aber das la zu einem großen Teil auch daran wie man unsere Abteilung in der Firma behandelte. Wir waren ja nur die grauen Mäuse, die sich den ganzen Tag hinter einem Bildschirm versteckten und die Arbeit, die wir verrichteten, war aus der Sicht des Unternehmens auch nicht unbedingt notwendig.

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